Elfchen „Homeoffice“

Die Teilnehmenden schreiben in Einzelarbeit mindestens einen spontanen Kurztext zum Themenfeld „Zeit, Stress und Entgrenzung“, bestehend aus nur elf Wörtern. Die Methode stammt aus dem kreativen Schreiben und dient dazu, über einen emotionalen Zugang in die gewerkschaftspolitische Diskussion zum Thema einzusteigen. Kreatives Schreiben fordert von den Teilnehmenden immer eine gewisse Überwindung, auch wenn diese Übung niederschwellig angelegt ist. Deshalb muss die Freiwilligkeit beim Vorstellen der Ergebnisse betont werden. Die Methode kann auch zur Erschließung anderer Themenfelder eingesetzt werden. Für Menschen, die nicht gut schreiben können, sollte angeboten werden, die Übung zu zweit durchzuführen. Wer lieber in einer anderen Sprache schreibt, kann das selbstverständlich tun.

Ziele:

  • Die Teilnehmenden setzen sich assoziativ mit der Frage auseinander, inwiefern mobiles Arbeiten zu einer Entgrenzung der Arbeitszeit führen kann.
  • Sie reflektieren aufgrund eigener Erfahrungen die Unterscheidung in private und berufliche Zeit.
  • Die Übung bietet einen Einstieg, um die Gefahren einer Vermischung von Arbeits- und Freizeit sowie das Recht auf private Zeit und damit auf Nicht-Erreichbarkeit zu diskutieren.

Material:

  • Großer Gruppenraum
  • Flipchart-Papier
  • optional: Power-Point-Vorlage mit der Aufgabenstellung
  • Papier und Stifte
  • Moderationskarten und dicke Stifte

 

Ablauf:

Die Moderation erläutert, dass im Folgenden zur assoziativen Annäherung an das Thema in Einzelarbeit ganz kurze Texte verfasst werden. Keine Angst, es geht hier nicht um Rechtschreibung, auch nicht um große Poesie. Um den Einstieg für die Teilnehmenden zu erleichtern, bietet sich eine kurze Vorübung an, die Assoziationskette.

Assoziationskette (Dauer ca. 5 Min.):

Die Teilnehmenden schreiben für sich, ohne großes Nachdenken das erste Wort auf, dass ihnen zu einem vorgegebenen Begriff in den Sinn kommt. Beispiel: Das Ausgangswort ist „Apfel“. Dazu könnte die nächste Assoziation „Saft“ lauten, oder „Baum“ oder „Birne“ etc. Dann schreiben sie wiederum das erste Wort auf, das ihnen zu diesem neuen Begriff (etwa Saft) einfällt. Das macht jede*r Teilnehmende 7-mal.
Das jeweils achte Wort (oder das jeweils letzte, die genaue Zahl ist völlig egal) wird reihum kurz vorgelesen. Falls gewünscht, können noch einige Assoziationsketten komplett vorgelesen werden. Nach einem kurzen Applaus für alle erläutert die Moderation noch einmal zusammenfassend, dass unsere Assoziationen uns in ganz unterschiedliche Richtungen führen können. Genau das passiert auch im nächsten Schritt, beim Elfchen.

Elfchen:
Anhand eines Flipcharts wird das Elfchen als Textform vorgestellt. Darauf steht:

               Wort
         Wort Wort
    Wort Wort Wort
Wort Wort Wort Wort
            Wort

Erläuterung: Es sollen spontane Kurztexte entstehen. Das erste Wort gibt das Thema vor. In die zweite Zeile schreiben die Teilnehmenden zwei Worte, die ihnen spontan dazu einfallen. Dann folgen drei Worte in Zeile drei, vier Worte in Zeile vier und ein Wort in Zeile fünf. Zeile fünf kann eine Art Fazit oder Pointe sein, muss aber nicht. Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion sind hier völlig egal. Ein fertiges Elfchen kann aus einem oder mehreren Sätzen bestehen. Es kann aber auch einfach eine lose verknüpfte Folge von Wörtern sein.

Vor der Einzelarbeit wird auf den Flipchart ein Elfchen gemeinsam im Plenum entwickelt. Hier bieten sich positive Begriffe wie „Urlaub“ oder „Sommer“ an. Die Moderation schreibt den ersten Begriff auf das Flipchart. Auf Zuruf füllt sie die restlichen Zeilen auf. Sinnvoll ist, einen eigenen Vorschlag in der Hinterhand zu haben, falls nichts kommt, etwa:

Urlaub
Endlich Sonne
Auf zum See
Hab‘ ich was vergessen?
Sonnenbrand

Nun gibt die Moderation ein Wort für das erste eigene Elfchen vor, beispielsweise „Homeoffice“ oder einen der untenstehenden Bergriffe. Es können auch drei der Begriffe zur Wahl gestellt werden. Sie betont noch einmal, dass es um spontane Assoziationen geht, und darum, einfach zu schauen, wohin sich der Text von Zeile zu Zeile entwickelt. Sie weist darauf hin, dass im Anschluss jede*r den eigenen Text vorlesen kann, aber niemand muss.
Zum Schreiben genügen 3 bis 5 Minuten. Wer fertig ist, legt als Signal leise den Stift aufs Blatt, bzw. schaut in der digitalen Variante in die Kamera. Im Anschluss lesen die Teilnehmenden auf freiwilliger Basis ihre Elfchen vor.
Die Übung kann zwei bis drei Mal durchgeführt werden, da das Schreiben nach und nach immer leichter fällt.

Weitere Begriffe: Videokonferenz, Laptop, Roboter, „KI“, …

Auswertung:

Die Teilnehmenden übertragen die Elfchen, mit denen sie zufrieden sind, gut lesbar auf Moderationskarten. Diese können nun nach Aspekten wie Zeitnot, Trennung beruflich/privat, Stress, Vereinbarkeit, Freizeit, Arbeitsplatzverlust, Datenschutz etc. geclustert/geordnet werden und ermöglichen den Einstieg in eine kurze Diskussion.

Die Methode kann auch genutzt werden, um im Folgenden den Seminarplan vorzustellen und zu planen, an welcher Stelle welche Problemfelder und Perspektiven aus den Elfchen bearbeitet werden.

Variante für Online-Seminare:

Die Begriffe aus der Assoziationskette können auf einem Whiteboard zusammengestellt oder im Chat gesammelt werden. Für die Anmoderation des Elfchens und das gemeinsame Ausprobieren teilt die Moderation ihren Bildschirm mit der Power-Point-Vorlage. Die Elfchen werden vorgelesen und, je nach Bedarf, im Chat oder auf dem Whiteboard visualisiert.

Literatur:

WSI (2021): Report Nr. 68 – Flexibilisierung der Arbeitszeit

5-20 Personen

45 min

Hilfsmittel: Flipchart, Großer Raum, Moderationskarten, Papier (A4, A3 u.a.), Stifte

Moderationskompetenz:

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